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Wo Vielfalt ganz groß geschrieben wird
Marbacher Zeitung vom 03.02.2014

Die Begabtenförderung am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium hat interesseirte Eltern eingeladen, um das spezielle Angebote kennenzulernen und Sorgen abzubauen.

VON CORNELIA OHST

Eltern wollen gemeinhin das Beste für ihr Kind. Wie das aussieht, erschließt sich den Erziehungsberechtigten nicht immer auf Anhieb. Dass jedoch gerade hochbegabte Kinder auch eine spezielle Förderung brauchen, hat sich besonders in den letzten Jahren als Erkenntnis durchgesetzt. Deshalb bieten Schulen innerhalb Baden-Württembergs an derzeit fünfzehn Standorten spezielle Hochbegabtenklassen an. Darunter das Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) in Marbach, das seit 2007 diese Möglichkeit bietet. Am Wochenende hatten Eltern Gelegenheit, dieses Angebot kennenzulernen.

Fragen wie: „Tut es meinem Kind gut, aus seinem bisherigen Umfeld gerissen zu werden“ oder „schadet ihm eine solche Extrabehandlung?“, bewegen hierbei die Gemüter. Auf der anderen Seite der Betrachtung steht, dass Kinder durchaus mit psychosomatischen Beschwerden reagieren können, falls sie nicht ihrem Potenzial entsprechend gefördert werden.
Den Versuch einer gezielten Aufklärung und Hilfestellung boten die Leiterin der Begabtenförderung am FSG, Ingvelde Scholz, sowie weitere erfahrene Lehrerinnen. Mit einem „PS-stakren Auto, das eben schneller zum Ziel komme“, verglich Scholz dabei jene Kinder, die, per deutscher Definition, einen IQ von 130 und mehr aufweisen, um als hochbegabt zu gelten. Das macht zwei bis drei Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung aus. „Ganz so streng sind wir hier nicht“, beschied die Pädagogin am Freitagabend vor den Eltern, die zum Infoabend in die Kinder- und Jugendakademie Pfiffikus gekommen waren.

In Marbach aber gilt immerhin der IQ von mindestens 125 als Zugangsvoraussetzung, um sein Kind nach dem Besuch der Grundschule anmelden zu können. Das ist immerhin jeder Zwanzigste“, meinte Ingvelde Scholz lächelnd. Kostenlos testen lassen können Eltern ihr Kind in der schulpsychologischen Beratungsstelle in Ludwigsburg. Hat es das Aufnahmeverfahren geschafft, kommt ihm auf seinem Weg in die Hochbegabtenklasse, und damit zu Vielfalt und individueller Förderung, wohl nicht mehr in die Quere.

Ziel ist es, die Persönlichkeit der Kinder ganzheitlich zu fördern

Die ganzheitliche Persönlichkeitsbildung liegt dabei im Fokus des Lehrerpersonals, das es „zum Teil mit Persönlichkeiten zu tun hat, die Ecken und Kanten aufweisen und das durchaus selbstbewusst vertreten“. Da es „in erster Linie um das Kind geht“, erfuhren die Eltern auch, dass ihr Nachwuchs differenzierte Angebote erhält. Nach dem Motto „Akzeleration und Enrichment“ wird hierbei verfahren. Das soll heißen: zwei Stunden pro Woche weniger Hauptunterricht, dafür ein Mehr an Zeit für Projektunterricht, Spielwiesen und Arbeitsgemeinschaften, wie Tüftler- und Roboter-AG.

Doch auch Angebote zur (Weiter-)Entwicklung der sozialen Kompetenzen umfasst das Förderprogramm. Silke Lauer etwa befasst sich am FSG mit dem Teamentwicklungstraining. Dabei schult sie konstruktives Konfliktverhalten sowie Kommunikationsgrundlagen und regt die Kinder an, mit Fairness schneller zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen, die gut zusammenhält.
Doch auch die Familie des Kindes steht bei den Hochbegabtenklassen nicht außen vor. Für Fragen haben die Lehrer ein Ohr und stehen beratend zur Seite. Elterncafés bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen. Und die Möglichkeit, als Elternteil an einem Coaching teilzunehmen, ist ebenfalls geboten. Wie individuell ein Kind gefördert werden kann, wurde zudem anhand von Beispielen deutlich, über die Ingvelde Scholz berichtete. Keine Seltenheit etwa sei es, dass Schüler in einem Fach den Unterricht höherer Klassen besuchten oder sich bei einer Hochschule einschrieben.