Porträt
Aktuelles
Veranstaltungen
Presseberichte
Links
Literaturtipps
Verein Helle Köpfe
Verein Pfiffikus
Impressum

Hochbegabte brauchen Verständnis, um ihr Potenzial entfalten zu können
Marbacher Zeitung vom 10.05.2012

Annette Heinbokel hat Eltern die Angst vor dem Überspringen einer Schulklasse genommen.

VON ASTRID KILLINGER

Das Thema Hochbegabung ist kein Tabu mehr. Das ist auch ein Verdienst von Annette Heinbokel. Die lange in Osnabrück tätige Lehrerin, die heute in Bremen lebt, hat sich schon vor Jahrzehnten damit befasst und Bücher dazu veröffentlicht. Ingvelde Scholz, Begabtenförderin am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG), und Michaela Duhme, Regionalvertreterin der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind, freuten sich, die Gründerin dieser Gesellschaft zu einem Vortrag am Montag im FSG vorstellen zu können. An dieser Schule gehört das Thema, auch dank Studiendirektorin Scholz, zum Alltag. Und so wurde den 40 Gästen gar nicht erst erklärt, dass hochbegabte Kinder nicht wie Intelligenzmaschinen von selbst funktionieren, sondern besonderes Verständnis brauchen, um ihr Potenzial im herrschenden Schulsystem entfalten zu können. Annette Heinbokel stieg direkt mit den zwei besonders bewährten Fördermaßnahmen ein.

Beim Enrichment bekommen hochbegabte Kinder mehr Stoff in vertiefter Form angeboten. Geeignet sind dafür Unterrichtsformen wie Montessori oder der Jenaplan, bei dem mehrere Jahrgänge miteinander lernen. Auch Arbeitsgemeinschaften, Wettbewerbe, Studientage oder Juniorstudium an Universitäten kommen für Enrichment in Frage. Heinbokel streute praktische Beispiele ein, wie Lehrer auch innerhalb des normalen Unterrichts „mit wenig Aufwand, nur mit ein bisschen Nachdenken“, einzelne Schüler mit Aufgaben füttern können, die deren überdurchschnittlichem Können gerecht werden.

Enrichment sei aber manchmal zu wenig. Dann ist laut Heinbokel Akzeleration, also Beschleunigung, angesagt. Konkret heißt das vorgezogene Einschulung oder Überspringen von Klassen. Die engagierte Pädagogin erzählte von vielen selbst erlebten Fällen mit gutem Ausgang. Zudem projizierte sie jede Menge eigene und fremde Statistiken und Studienergebnisse an die Wand, welche die Akzeleration als die erfolgreichste Fördermaßnahme darstellten.

Die entscheidende Person beim Überspringen sei der aufnehmende Lehrer: Der müsse nicht viel machen, außer freundlich zu sein und dem neuen Kind einen Platz in der Klasse zu bereiten. Annette Heinbokel wurde da ganz pragmatisch. Einmal hatte sie in ihrer Klasse die Vierer-Tischreihen so zu Sechserblöcken arrangiert, dass das überspringende Mädchen neben seiner Freundin sitzen konnte. Ein anderes Mal war eine neue Hufeisenform die Lösung.

Manche Lehrer hätten Angst vor diesem Schritt, fürchteten Schuldgefühle für den Fall, dass es schief gehe. Es gebe immer einen Weg zurück, beruhigte sie. Eltern, die auf völlig unwillige Schulen treffen, sollten diese wechseln oder abwarten.

Info

Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind hat eine Infoline speziell für Lehrer. Dienstags zwischen 20 und 21.30 Uhr können sie Rat holen unter 07 00 / 23 42 28 64.

Beratung gibt es zudem bei der Regionalvertreterin unter 0 71 41 / 648 17 22 sowie unter dr.michaeladuhme@gmx.net

Studiendirektorin und Begabtenförderin Ingvelde Scholz ist unter 01 70 / 38 50 474 oder ritterburg@t-online.de zu kontaktieren.