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Auch hochbegabte Kinder haben ihre Probleme
Ludwigsburger Kreiszeitung vom 13.11.2008

VON ASTRID KILLINGER

Es tut sich was in der Unterstützung besonders begabter Schüler. Immer mehr Lehrer und Schulleiter hätten begriffen, dass solche Kinder genauso auf Förderung angewiesen sind wie etwa die Lernschwachen. Dies sagte die Lehrerin und Lehrerausbilderin Ingvelde Scholz anlässlich eines Vortrags von ihr.

Bestätigt wurde die Beobachtung von Scholz prompt durch den Abend selbst. Die vorbereiteten Stühle in der August Lämmle-Schule reichten nicht. Rund 70 Zuhörer, Eltern und Lehrer, waren auch von außerhalb Ludwigsburgs gekommen.
In anderen Ländern sei die „passgenaue“, individuelle Förderung in der Schule, das heißt auch die Förderung von Hochbegabten, selbstverständlich. Im baden-württembergischen Kultusministerium sei Begabtenföderung seit den 80er Jahren ein Thema. Doch bis es an der Basis ankomme, dauere es sehr lange.

Immerhin: In jüngster Zeit wird Hochbegabungs-Expertin Scholz, die selbst im Begabtenzug des Marbacher Gymnasium unterrichtet und außerdem am Stuttgarter Seminar Referendare ausbildet,  häufiger für Vorträge von Schulen angefragt. 
Eine interne Fortbildungsveranstaltung für Pädagogen findet, mit einer anderen Referentin, nächste Woche in der Ludwigsburger Pestalozzi-Schule statt.  

Diese neue Aufmerksamkeit für das Thema könnte manchen Schülern Leidenswege ersparen, die andere vor ihnen gehen mussten. Scholz erinnert sich an einen Jungen, der lange unter dem Gefühl, anders zu sein, andere, tiefer gehende Fragen zu stellen, erwachsenere Interessen zu haben, bedrückt durchs Leben gegangen war. Ab dem Zeitpunkt, wo ein Test seine überdurchschnittliche Intelligenz ans Tageslicht gebracht hatte und er wusste, was mit ihm los war, habe er sich annehmen und seine Fähigkeiten überhaupt erst entfalten können. Scholz kennt auch die für allem für Mädchen typische Taktik, bewusst Fehler in Klassenarbeiten einzubauen, um nicht schon wieder eine Eins zu schreiben und somit anders als die Freundinnen zu sein. „Der Preis für dieses Versteckspiel ist hoch und fordert von den Kindern viel Energie“, sagt Scholz.

Von Eltern mit hochbegabten Kindern war an diesem Abend zu hören, dass es schwierig bis unmöglich sei, in der Schule, etwa beim Elternabend, über derlei Probleme zu sprechen. „Hochbegabung ist ein größeres Tabu als Lernprobleme“, findet die Ludwigsburger Mutter Gesa Jahncke.
Häufig werde Hyperaktivität  diagnostiziert, wo es sich in Wirklichkeit um den Wissensdrang und die Lebendigkeit von Hochbegabten handle.

Ratsuchende Eltern können sich an Anja Sündermann von der nächstliegenden Elterngruppe des Landesverbandes für Hochbegabung wenden unter der Telefonnummer 07042-288577, ab 19 Uhr.