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Pfiffikus soll die Begabten weiterbringen
Stuttgarter Zeitung vom 25.06.2008

Ein Förderverein am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium steht vor der Gründung – Ziel: Mit Eltern ein Team bilden

Hochbegabte werden am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium noch intensiver als bisher begleitet. Ein Förderverein mit dem Namen Pfiffikus wird am Freitag gegründet. Das Ziel ist vor allem, die Eltern noch stärker zu beteiligen und für die Kinder eine Lobby zu bilden.

VON OLIVER VON SCHAEWEN

Papier selbst herstellen – das ist für 15 junge Forscher kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Die Fünft- und Sechstklässler haben am vergangenen Wochenende an der Kinderakademie teilgenommen. Das Chemielabor ist mit Plastikwannen in den Räumen des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums errichtet worden und war am Freitagnachmittag und am Samstag hervorragend besucht. Insgesamt haben 180 Kinder nach ihrer Schulwoche eine Zusatzschicht eingelegt: „Das ist schon ein besonderer Einsatz“, lobt Ingvelde Scholz, die Leiterin des Projekts Begabtenförderung am Marbacher Gymnasium.

Es hat sich offenbar herumgesprochen: Junge Tüftler erleben in der Kinderakademie das, was ihnen im normalen Unterricht häufiger fehlt, eine intellektuelle, aber auch praktische Herausforderung. „Wir führen mittlerweile schon Wartelisten“, berichtet Ingvelde Scholz. Sie verspricht all denjenigen einen Platz, die diesmal zurückstehen mussten.

Die Teilnehmer der Kinderakademie haben es von ihren Lehrern schwarz auf weiß: Sie gelten als besonders begabt. Im Schulalltag leiden sie darunter, dass ihr hoher Intelligenzquotient nicht auffallen darf – weil dies nicht selten zu Neid und sozialer Ausgrenzung führt. Ein Lied davon weiß Gesa Jahncke zu singen. Die Mutter eines Fünftklässlers merkte, dass ihr Sohn auf einem Ludwigsburger Gymnasium nicht klarkam. Sie forschte nach den Ursachen. Bei einem Test in Tübingen stellte man fest, dass ihr Sohn hochbegabt war. Dieser Befund brachte sie in ihrem persönlichen Umfeld jedoch kaum weiter: „Es ist schwer, darüber zu sprechen, weil man leicht für hochnäsig gehalten wird.“ Der Besuch eines Vortrags von Ingvelde Scholz brachte die 41-jährige Kauffrau und Mutter auf die richtige Spur. „Erst dachte ich, dass das Gymnasium in Marbach zu groß ist, jetzt fühlen wir uns dort sehr wohl.

“Die Gründung eines Fördervereins ist für Gesa Jahncke ein logischer Schritt. „Wir brauchen Unterstützung, gemeinsam ist man stärker“, betont sie. Das fange bei organisatorischen Fragen der Elternpflegschaft an, betreffe aber auch die persönliche Entwicklung der Hochbegabten. „Die Kinder sind oft jünger als andere, weil sie ein oder zwei Klassen übersprungen haben“, erzählt Gesa Jahncke. Während andere bereits Hip-Hop hörten, würden sich jüngere Hochbegabte noch mit Lego oder Playmobil-Figuren ihre eigenen Welten schaffen. Eine Aufgabe des Vereins könne sein, hier Hilfestellungen zu leisten.

Darin sieht auch die Initiatorin Ingvelde Scholz eine zentrale Aufgabe. „Nur ein starkes Team kann die Begabtenförderung voranbringen.“ Die Projektleiterin möchte die Förderung auf die Mittel- und Oberstufe ausdehnen. Dabei spielen Fortbildungen eine wichtige Rolle. „Wir dürfen uns nicht nur auf die Kinderakademie beschränken, sondern müssen das soziale Umfeld stärken.“