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Hochbegabte sind nicht automatisch erfolgreich
Rems-Zeitung, Artikel vom 18.02.2005

Gut besuchter Vortrag gestern im Prediger

Schwäbisch Gmünd - Ein Intelligenzquotient über 130? Dann müsste im Hinblick auf Abitur, Studium und beruflichem Erfolgeigentlich "alles paletti" sein - sollte man meinen. Dass dem längst nicht so ist, führten gestern Ingvelde Scholz, Christine Ribisel und Verena Wespel im Rahmen eines gut besuchten VHS-Vortrages im Prediger vor Augen. Denn während Hochbegabte ihre besondere Veranlagung oft nur wenig nutzen, bringen es "Durchschnittsmenschen" durch Fleiß und Ausdauer in vielen Fällen sehr weit. Eine spezielle, auch geschlechterspezifische Förderung von Hochbegabten sei deshalb sinnvoll.

VON GEROLD BAUER

Wenn man den Blick auf Hochbegabte richtet, dann gilt das Interesse sowohl bezüglich verschiedener Organisationen als auch in der Fachliteratur fast ausschließlich Kindern und Jugendlichen. Doch was wird aud Hochbegabten, wenn diese erwachsen sind? Dieser Frage ging das Referentinnen-Trio vom Gmünder Kompetenzzentrum für Hochbegabte in ihrem Vortrag nach. Ausgehend von einer Begriffsbestimmung (von Hochbegabten spricht man normalerweise bei einem IQ von mindestens 130), wurde erläutert. dass diese Anlagen zwar zu besonderen Leistungen befähigen - ob diese tatsächlich erbracht werden, hänge maßgeblich davon ab, ob die Rahmenbedingungen stimmen und die Motivation vorliegt.

Die Wissenschaft sei sich heute mehr oder weniger einig, dass eine Hochbegabung nicht nur bedeutetm dass ein Kind früher und schneller als seine Altersgenossen Lerninhalte begreift. Vielmehr bleibt man auch als Erwachsener hochbegabt. Und dennoch setzen die meisten Hochbegabten als Erwachsene ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten nur bedingt für beruflichen Erfolg ein. Überraschenderweise brechen viele trotz der besonderen Begabung ihr Studium ab. Viele lassen als "Aussteiger" ihr Talent regelrecht brach liegen oder leben zum Beispiel ihre mathematische Genialität in einem exzentrischen "Hobby" (wie der Analyse von Fahrplänen oder Zahlenspielen) aus. Andere gelten zwar als Experten auf ihrem Fachgebiet, erbringen jedoch keine wirklich genialen Leistungen. Einige Hochbegabte entwickeln sich allerdings zu kreativen Persönlcihkeiten, und wieder andere entdecken erst als Erwachsene ihre weit überdurchschnittliche Intelligenz.

Bei der Analyse von Hochschul-Stipendiaten zeigte sich, dass diese in der Regel keine außergewöhnlcuhe Intelligenz besitzen, sondern ihre Erfolge Schlüsselqualifikationen wie Beharrlcihkeit, Ausdauer, Belastbarkeit und der guten Beherrschung ihrer Impulssteuerung und ihrer Gefühlswelt verdanken. Die Konsequenz daraus: Eltern von Hochbegabten sollten schon früh darauf achten, dass ihre Kinder (die es oft gar nicht gewöhnt sind, sich für gute Noten anstrengen zu müssen) eben auch jene genannten Fähigkeiten trainieren.

Interessant im Vortrag war auch der besondere Blick auf hochbegabte Mädchen, deren "Superhirn" viel häufiger unentdeckt bleibt als bei Jungs. Denn wenn Mädchen in der Schule durch Bestnoten auffallen, führe man dies häufig auf deren größeren Fleiß zurück. Hochbegabten Mädchen fehlen oft auch die weiblichen Vorbilder - und deren Berufswahl werde oft deutlich weniger unterstützt als bei Jungs. Dagegen werden bei Mädchen Schul- oder Studienabbrüche viel eher von den Eltern akzeptiert.