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Im Job durchstarten mit IQ 130?
Gmünder Tagespost, Artikel vom 21.02.2005

VHS-Vortrag / Hochbegabte im Erwachsenenalter

Hochbegabung wird in Deutschland erst seit etwa 25 Jahren erkannt und diskutiert. Erwachsene, die längst im Berufsleben stehen, wissen oft nicht, dass sie hochbegabt sind, zumal ihre beruflichen Karrieren nicht immer geradewegs nach oben gehen. Das Kompetenzzentrum für Hochbegabtenförderung griff die Frage der Hochbegabung im Erwachsenenalter auf.

VON HANNA MEID

Schwäbisch Gmünd - Dieter Gellermann (51) war ein neugieriges Kind. Mit drei Jahren wollte er auf der Schreibmaschine schreiben, mit sechs wurde er entgegen der üblichen Praxis, vorzeitig eingeschult. Er absolvierte eine unauffällige Schullaufbahn, musste die zwölfte Klasse wiederholen. Er interessierte sich für Nummernsysteme und zeigte in den kreativen Fächern außergewöhnliche Leistungen, die aber den Lehrern nicht ins Konzept passten. Gellermann studierte und hat inzwischen 14 Berufe ausgeübt. Als Rätselentwickler stieß er einmal auf eine Parallele zu einem berühmten Mathematiker, worauf er einen Intelligenztest machte.

Zwei Prozent Hochbegabte

Der ergab einen IQ von über 130. Damit gehört Gellermann zu den zwei Prozent der Menschen, die als hochbegabt gelten. Sein Beispiel ist eines von vielen, denn nicht immer geht Hochbegabung auch mit geradlinigem beruflichem Erfolg einher, manchmal verkehrt sie sich sogar ins Gegenteil.
Die Leiterin des Kompetenzzentrums Ingvelde Scholz und ihre zwei Mitarbeiterinnen, die Diplom-Psychologinnen Christine Ribisel und Verena Wespel, zeigten in ihrem Vortrag, welche Persönlichkeitsmerkmale bei diesen Erwachsenen zu finden sind. Sie suchen nach innovativen und ungewöhnlichen Lösungswegen und verfügen über ein gutes Langzeitgedächtnis, sind sensibel und haben ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Sie können mit Ausdauer und Konzentration an Aufgaben arbeiten und sich selbst gut motivieren.

In der sozialen Kompetenz sind sie sehr auf Harmonie bedacht, verhalten sich aber in der Regel nicht anders, als der normal intelligente Durchschnitt. Dabei, so Ribisel, kämen die Mädchen und Frauen immer noch schlechter weg, weil sie sich selbst leichter anpassten, beruflich ihre Fähigkeiten zurückschraubten und weit gestreutere Interessen hätten.

Wichtig sei, dass Hochbegabung früh diagnostiziert werde, um sie günstig durch die Umwelt beeinflussen zu lassen. "In den fünfziger Jahren wusste man noch nichts über Hochbegabung", erzählte Gellermann, der heute zweiter Vorsitzender des Hochbegabtenvereins Mensa ev. ist, "und selbst heute liegen kaum Forschungsergebnisse vor".

Hochbegabte Erwachsene, so viel weiß man inzwischen, können ihre berufliche Entwicklung in vier Richtungen nehmen: 1. als Aussteiger, das ist die ungünstigste, 2. als Experte mit viel Wissen, das ist die häufigste, 3. als Kreative, indem sie Veränderungen hervorrufen und daher bei den Chefs oft anecken oder 4. als Spätentwickler, weil sie sich wegen der permanenten Langeweile als schlechte Schüler erwiesen.

Nicht immer Hochleister

Scholz warnte davor zu glauben, dass Hochbegabte immer auch Hochleister seien. Eine junge Zuhörerin mit IQ 143 machte mit ihrer Geschichte deutlich, wie wichtig es sei, dass in der Fortbildung der Grundschullehrer auf des Erkennen von Hochbegabungen eingegangen werde. Die Lebenswege würden bereits dann vorgezeichnet.