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„Bei Begabtenförderung um Jahre voraus“
Rems-Zeitung vom 03.06.2005

Schüler des LGH auf dem Gartenfest beim Bundespräsidenten

Schwäbisch Gmünd – Gemeinsam mit zwei israelischen Austauschschülern aus Haifa besuchten Sarah und Pascal vom Landesgymnasium für Hochbegabte (LGH) am Dienstag das Gartenfest des Bundespräsidenten, das dieser aus Anlass des 40-jähirgen Bestehens der Diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel gab. Das LGH war eine von insgesamt nur acht Schulen mit Beziehungen nach Israel, die eine der begehrten Einladungen nach Berlin bekam.

VON TANJA BULLINGER

„Das ist sicher nicht selbstverständlich“, meint Ingvelde Scholz, Leiterin des Kompetenzzentrums für Hochbegabtenförderung in Schwäbisch Gmünd. Schließlich wurde der Kontakt zum Leo Baeck Education Center in Haifa erst im vergangenen Herbst aufgenommen. „Andere Schulen, die in Berlin dabei waren, haben teilweise schon Jahrzehnte lang Kontakt zu ihren Partnerschulen in Israel“, so Ingvelde Scholz. „Wir sind allerdings die ersten, die im Bereich der Hochbegabtenförderung zusammen arbeiten“, erklärt sie – was wohl auch den Ausschlag für die Einladung gab.

Rund 600 Jugendliche beider Nationen trafen sich in Berlin – die wenigsten davon pflegten die Beziehungen zu Israel über ihre Schule, die meisten waren Mitglieder von Vereinen und anderen Organisationnen. „Manche haben schon Kontakte geknüpft, bevor die Politiker ihre diplomatischen Beziehungen aufnahmen“, erzählt Sarah Ortolf beeindruckt. Und Kontakte zu knüpfen, mehr vom jeweils anderen Land und seinen Menschen zu erfahren, das war auch die Chance des Treffens in Berlin, wie Eli Barverman betont. Er und seine Mitschülerin Liel Shoshan warten bereits in der vergangenen Woche von Haifa nach Deutschland gereist und von dort ging es dann – zusammen mit Pascal Kleiner, Sarah Ortolf und Ingvelde Scholz – nach Berlin.

Am Montag gab es dort ein erstes Treffen aller Jugendgruppen, erzählt Sarah Ortolf, am Dienstag stand dann erst einmal ein Besuch im Reichstag an. Hier verfolgten die Jugendlichen auch die Rede von Israels Staatspräsident Moshe Katzav – und waren beeindruckt. Natürlich habe er nicht nur die Vergangenheit angesprochen,  sondern eben auch in die Zukunft geblickt, betont Pascal. Es gehe nicht um Schulzuweisungen, die Vergangenheit sei vielmehr eine Verpflichtung für die Zukunft, fasst auch Ingvelde Scholz zusammen.

Sehr beeindruckt waren die vier jungen Leute dann auch vom anschließenden Fest. „Das Essen war großartig“, meint Eli lächelnd. Ihm gefiel daran besonders, dass typisch israelisches und typisch deutsches Essen angeboten wurde. Und auch das Programm sei darauf angelegt gewesen, dem jeweils anderen sein eigenes Land nahe zu bringen. Da gab es israelische und deutsche Musikgruppen – „Ich habe mit einem Mitglied der Scorpions gesprochen“, meint Eli Braverman begeistert – eine Modenschau von israelischen und deutschen Designern und vieles mehr. „Vor allem hatte man die Möglichkeit, Kontakte zu anderen Jugendlichen zu knüpfen“, betont Sarah Ortolf.

„Nur durch persönliche Beziehungen wird es in Zukunft gelingen, Vorurteile und Ängste abzubauen“, zeigt sich Ingvelde Scholz überzeugt. Deshalb will das LGH den Austausch mit dem Leo Baeck Education Center auch weiterhin pflegen und ausbauen. Im Herbst wird Ingvelde Scholz wieder nach Haifa fliegen, eventuell auch Schüler aus Gmünd mitnehmen. Und auch weitere Besuche von israelischen Schülern sind geplant.
Eli und Liel waren nur die ersten israelischen Schüler, die das LGH genauer unter die Lupe nehmen konnten. „Mir gefiel es hier sehr gut“, erklärt Eil, er war unter anderem begeistert von der vielfältigen Fächerauswahl. „Auch die Lehrer sind toll“, ergänzt Liel. Und auch wenn es sicher seine Nachteile habe, in einem Internat zu leben, so habe ihn die Gemeinschaft innerhalb der Schule doch sehr beeindruckt, erklärt Eli.

Am Leo Baeck Education Center sieht Begabtenförderung anders aus. Es handelt sich hier um eine gewöhnliche Schule, die allerdings in den Hauptfächern Kurse für besonders begabte Schüler eingerichtet hat. Hier hat Ingvelde Scholz im vergangenen Jahr hospitiert. „In Sachen Begabtenförderung ist uns Israel um Jahre voraus“, erzählt sie. Die Begabungen der Kinder zu testen, gehöre hier zum Schulalltag. „Ich denke, wenn wir zeigen, dass wir für Unterstützung dankbar sind, kann das die gegenseitigen Beziehungen ebenfalls stärken“.