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Kleiner „Kunstfälscher“, Astronomen oder Chemiker in Aktion
Rems-Zeitung vom 06.09.2005

Ferienakademie für begabte Schülerinnen und Schüler an der Klösterleschule

Schwäbisch Gmünd - „.. .fünf, vier, drei, zwei, eins" - unter dem Gejohle der Kinder fliegt die Rakete unglaublich weit über den Pausenhof der Klösterleschule. Im Schulgebäude selbst machen Grundschüler chemische Experimente oder leben sich beim Action-Painting aus - und das, obwohl doch noch Sommerferien sind! Das scheint den rund 80 aktiven Jungen und Mädchen, die hier noch bis Donnerstag tätig sind, aber nichts auszumachen - ganz im Gegenteil. Sie sind sichtlich stolz, an der Ferienakademie teilnehmen zu dürfen, die nun erstmals für begabte Kinder in und um Gmünd angeboten wird.

VON TANJA BULLINGER

„Wir freuen uns sehr über die große Resonanz" erklärt Edda Hogh, Schulleiterin der Klösterleschule. Sie hat die Ferienakademie gemeinsam mit Ingvelde Scholz -ehemalige Leiterin des Kompetenzzentrums für Hochbegabte und seit kurzem Leiterin der Projektgruppe Begabten- und Hochbegabtenförderung am Seminar Stuttgart - ins Leben gerufen. Und zwar nicht nur für ihre eigenen Schülerinnen und Schüler. Angesprochen waren sämtliche Grundschulen im näheren Umkreis. „Die Lehrerinnen und Lehrer wurden gebeten, Kinder auszuwählen, die für ein solches Angebot in Frage kommen", erklärt Ingvelde Scholz. Besonders aufgeweckte oder -interessierte Jungen und Mädchen etwa. Diese mussten dann Fragebögen ausfüllen, die auch von zwei Psychologinnen begutachtet wurden.

Letztendlich wurden es auf diese Weise mehr Teilnehmer als ursprünglich eingeplant. „Wir bieten jetzt statt vier, fünf Kurse an, außerdem gibt es für die Kinder, die jetzt nicht zum Zuge kamen, am Freitag und Samstag noch eine Wochenendakademie", erzählt Ingvelde Scholz weiter.
Die Kinder, die gestern in der Ferienakademie anfingen, können sich zwei Kurse aussuchen, die sie jeweils zwei Tage lang besuchen. Astronomie, eine Kunstfälscherwerkstatt und Chemie stehen zur Auswahl, außerdem Kurse unter dem Motto „Die Kunst des Fliegens" und „Die Welt mit allen Sinnen erleben". Durchgeführt werden sie von richtigen Experten auf ihrem Gebiet, Professoren etwa, aber auch besonders begabte Studenten. „Und sie sind alle mit sehr viel Engagement dabei", betont Ingvelde Scholz.
Und nicht nur sie, sondern auch die Kinder.

„Ein paar haben für die Akademie sogar auf ihre Urlaubsreise verzichtet" verrät Ingvelde Scholz. „Es macht einfach Spaß hier", meint die zehnjährige Ramona aus Wißgoldingen und berichtet, was sie schon alles über Planeten gelernt hat. Dabei beobachtet sie allerdings auch mit Spannung den nächsten Start der Rakete auf dem Schulhof.

Begeisterung auch bei den Jungen und Mädchen, die ein einfaches Grammophon bauen dürfen - „aber Finger weg von der Plattensammlung der Eltern" - werden sie gewarnt. Das könnte Ärger geben. „Könnte man nicht einfach einen Laser nehmen, dann könnte ich meine CDs nehmen", will ein Junge interessiert wissen - und erfährt, dass das leider nicht so einfach ist, wie es aussieht. Die „Kunstfälscher" haben sich
gerade vom Action-Painting ausgeruht, nun gehen sie daran, neues Papier mit Hilfe von Schwarztee-Aufguss und Hasenleim in „altes" zu verwandeln. Es gibt also noch einiges zu tun in den nächsten Tagen.
Die Ferienakademie soll keine Eintagsfliege bleiben, senden nun zu einer festen Einrichtung immer in der letzten Ferienwoche werden. Die Wochenend-Akademie soll sogar vierteljährlich wiederholt werden. Neben Ingvelde Scholz und Edda Hogh gewährleistet auch die erst jüngst auf Anregung von Ingvelde Scholz gegründete Stiftung die Durchführung.

Dieses Engagement begrüßen nicht nur Schüler und Eltern, sondern auch das Staatliche Schulamt. So stattete etwa auch Fritz Hofstätter der Akademie gestern einen Besuch ab und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass Begabtenförderung so auch Kindern an „normalen" Schulen angeboten werde. Die Ferienakademie endet am Donnerstag mit einer Präsentation dessen, was in den vier Tagen gearbeitet wurde - eingeladen sind Eltern, Großeltern oder Geschwister. Für die Eltern findet außerdem begleitend eine Informationsveranstaltung unter dem Motto „Begabte erkennen - Begabungen fördern" statt. Zudem dürfen sie ihre Kinder abends bei einer Fledermausexpedition begleiten - was recht viel Spannung verspricht.